Ist Alkohol in Kosmetikprodukten schädlich?

Alkohol wird in Kosmetikprodukten oft kritisch betrachtet. Ist er aber wirklich schädlich oder erfüllt er vielmehr eine wichtige Funktion?

Was ist Alkohol?

Es gibt nicht den einen Alkohol. Mit diesem Überbegriff wird eine ganze Gruppe von Flüssigkeiten bezeichnet. Meist ist damit aber Ethanol gemeint. Hergestellt wird Alkohol durch die Vergärung von zucker- oder stärkehaltiger Biomasse.

Eigenschaften von Alkohol in der Kosmetik

Heute findet sich Alkohol in den verschiedensten Produkten, so auch in einer Reihe an Kosmetikartikeln wie z.B. Körpercremes, Lotionen, Haartönungen, Aftershaves oder Duftstoffen. Grund dafür sind seine Eigenschaften.

Er

  • besitzt bakterienabtötende Eigenschaften.
  • löst Fett.
  • dient als Konservierungstoff und schützt vor Verkeimung.
  • wirkt entzündungshemmend.
  • desodoriert.
  • dient als Lösemittel, um wasserunlösliche Stoffe aus Pflanzen zu gewinnen, wie z.B. flüchtige ätherische Öle.

Ist Alkohol schädlich für die Haut?

In großen Mengen zerstört Ethanol die Talgschicht der Haut. Außerdem besitzt es hygroskopische Eigenschaften. Das bedeutet, dass Ethanol Wasser anzieht und so die Haut austrocknet und rissig macht. Diese nimmt allerdings ab, wenn es mit Wasser gemischt wird.
Bei Produkten, die viel Ethanol enthalten, kann schnell ein Teufelskreis entstehen. Man verwendet eine Creme, weil die Haut trocken ist. Diese trocknet die Haut noch mehr aus, weshalb man abermals Creme verwendet, die aber die Haut weiter austrocknet ...
Die Antwort auf die Frage, ob Alkohol schlecht für die Haut ist, hängt davon ab, welcher Alkohol in einem Kosmetikprodukt enthalten ist und in welcher Konzentration.
Bei einer Konzentration von 5 % oder weniger ist es kein Problem. Der Alkohol verdunstet zur Gänze, während das Produkt auf die Haut aufgetragen wird, weshalb er die Haut nicht mehr austrocknen kann. Dafür entfaltet er im Produkt selbst aber seine konservierenden Eigenschaften und sorgt dafür, dass es keimfrei bleibt. Das ist viel besser, als die Verwendung chemischer Konservierungsstoffe. Parabene z.B. verbleiben den ganzen Tag auf der Haut, wodurch sie vom Körper aufgenommen werden.

„Guter“ vs. „schlechter“ Alkohol

Wie bereits erwähnt, gibt es viele verschiedene Arten von Alkohol. Für die Haut zählt Ethanol zu den schlechten Sorten, weil er die Haut schädigt und austrocknet. Oft handelt es sich dabei auch noch um vergällten Alkohol, der mit Weichmachern (Phthalaten) vermischt ist. Das ist ein Problem. In hohen Mengen können dadurch Unfruchtbarkeit und Diabetes ausgelöst werden.
Dann gibt es aber auch die guten Fett- und Wachsalkohole. Diese werden hergestellt aus in Pflanzenteilen enthaltenen Fettsäuren, also aus nachwachsenden Rohstoffen. In Form von nicht-ionischen Tensiden sind sie ungiftig, sehr hautfreundlich, super verträglich und biologisch sehr gut abbaubar. Im Gegensatz dazu stehen anionische Tenside, die aus Erdöl gewonnen werden.
Fett- und Wachsalkohole sind stark feuchtigkeitsspendend sowie pflegend für die Haut und vermindern Reizungen. Ein Beispiel dafür ist der Fettalkohol aus Kokos. Diese guten Stoffe werden in Kosmetika als natürliche Weichmacher oder Verdickungsmittel eingesetzt. Sie haben nur einen Nachteil: sie können nicht mit Wasser gemischt werden. Die Namen der guten Alkohole lauten: Behenyl Alcohol, Cetearyl Alcohol, Cetyl Alcohol, Lanolin Alcohol, Stearyl Alcohol, ...

Fazit

Es gibt so viele verschieden Alkohole, dass ein Pauschalurteil nicht gefällt werden kann. Am besten überprüft man immer die Liste der Inhaltsstoffe. An welcher Stelle steht der Alkohol und um welche Sorte handelt es sich? Steht Alkohol z.B. an zweiter Stelle, sind Menschen mit empfindlicher Haut wohl mit einem anderen Produkt besser beraten.

Hinweis: Zum Schluss noch eine Information. Die Bezeichnung „alkoholfrei“ auf Kosmetika bedeutet nicht zwangsweise „frei von Alkohol“. Nach Europäischer Kosmetikverordnung dürfen jene Produkte diese Bezeichnung tragen, die keinen „schlechten“, austrocknenden Alkohol enthalten. Wachs- und Fettalkohol darf z.B. als Extrakt, Lösemittel, etc. enthalten sein.